Freitag, 8. November 2019

From „return to hell“ to „center of universe“, oder, meine erste AUM

Vorab, wer hier einen konkreten Ablaufplan für die AUM, die Awareness Understanding Meditation , erwartet, braucht nicht weiter zu lesen.
Ich schreibe hier von meiner ganz subjektiven Wahrnehmung, davon, wie die AUM auf mich gewirkt hat und was sie in mir auslöste.

Zunächst, die Veranstalter ließen mir als Neuling viel Zeit, anzukommen und ganz allmählich in das Geschehen einzusteigen. Von den mehr als 5 Stunden vergingen 2 mit dem Kennenlernen der anderen Teilnehmer, den Erklärungen, wie die 13 Phasen der AUM ablaufen, wie wir als Teilnehmer auf uns achten und wie was wir zu beachten haben.
Auch wenn ich Erfahrungen im Tantra habe und sorgsam mit mir umgehe, fand ich diesen behutsamen und achtsamen Einstieg klasse. Auch eine kurze Vorstellungsrunde aller Anwesenden schuf eine Atmosphäre des allmählichen Ankommens.

„return to hell“, oder, wie der Veranstalter sagte, „Wir gehen nicht in den Keller, sondern noch 10 Stufen tiefer“, bedeutete für mich ein Öffnen einer Tür, die sonst sorgsam verschlossen bleibt. 12,5 Minuten, so lange dauert jede der 13 Phasen, durfte jeder von uns brüllen. Dabei standen wir mit den Beinen hüftbreit auseinander und ballten die Fäuste neben den Hüften. Sobald die Energie nachließ, wurde sich das nächste „Opfer“ gesucht. Für mich war interessant, bei jedem neuen Gegenüber tauchte aus den Tiefen meiner Seele ein neues Thema auf, und ich habe mehrfach gewechselt. Es ist für mich erstaunlich, wie viel unverarbeiteter Müll auf dem Boden meines Unbewussten liegt. Davon habe ich einiges im Seminarraum zurück gelassen.

Nach derart viel negativer Energie und gelebter Aggressivität war die zweite Phase, das Verzeihen, für mich und mein Empfinden wesentlich. Den anderen Menschen um Verzeihung bitten, ihm zu sagen, das waren meine Emotionen, meine Wut, meine Verzweiflung, danke, Du hast sie mir abgenommen, Du hast mir zu gehört, führte zu einer inneren Lockerheit.

Interessant fand ich, die folgende Phase ließ ich aus. Ein „Ich liebe Dich“, kann ich nicht zu Jedem sagen, das bleibt einigen wenigen Personen vorbehalten.

AUM ist eine aktive Meditation, hier wird getanzt und getobt, gelacht und geweint und die Seele darf sich weit öffnen. Und Bewegung, im Tanz, im sich Schütteln,im Springen gehört mit dazu. Sich ausschütteln, sich frei machen von Blockaden, auch das war in einigen Phasen möglich.

Und AUM bietet den Raum für Spiele. Sich wie ein Irrer zu benehmen, Grimassen zu schneiden, sich so zu bewegen, einfach auch kreativ sein und seine eigene Ausdrucksform finden, auch so etwas befreit. Und wenn der Raum dazu mittels zweier Matten geteilt wird, eine Fläche, in der Berührungen erlaubt sind, eine Fläche, in der jeder für sich bleibt, bietet dies noch mehr Möglichkeiten der kreativen Entfaltung.

Wie viel jeder Teilnehmer auch für sich entscheidet, wurde in der Pase der „Dancing Lovers“ deutlich. Hier waren Berührungen, ein zartes Sich-Näher-Kommen ausdrücklich erlaubt. Wer jedoch wie ich diese 12,5 Minuten nur für sich im Tanz der langsamen Musik bleiben wollte, durfte auch dies und so konnte ich tief in mich fallen, mich selber wahrnehmen, die körperliche und seelische Erschöpfung, die innere Ruhe, das Ankommen bei mir.

Es war eine Grenzerfahrung, diese Absicht hatte ich auch, ich wollte an meine Grenzen gehen, mich selber spüren, wie ich ganz behutsam Grenzen verschiebe. Und auch das passierte, denn 12,5 Minuten die Arme in der Höhe halten und dabei hüpfen geht an die Substanz. Und hier musste ich auch Pausen einlegen.

Im „center of universe“ fanden wir uns alle wieder zusammen, bildeten um eine Kerze einen Kreis, fassten uns an den Händen und ließen gemeinsam all unsere Energie fließen. Es war eine kraftvolle Gruppenmeditation, die ich intensiv spürte.

Es war meine erste AUM, eine Seelenreise durch meine Gefühle, eine ganz intensive und körperlich an die Grenzen gehende Tour durch mich, meine unterdrückten Empfindungen, meine in mir schlummernde Wut, durch Enttäuschunge ,wie sie in der Phase „Weinen“ wieder aufkamen.
Und es war, so viel weiß ich jetzt schon, nicht meine letzte. Denn AUM bedeutet für mich auch ein ganz intensives Spiel mit mir, ein Öffnen neuer Türen, ein Zulassen von Empfindungen, die im Alltag keinen Platz, keinen Raum für Entfaltung und keine Zeit haben.
Und AUM ist für mich auch, diesen Empfindungen Platz, Raum und Zeit zu geben. Denn das bin ich mir wert.

Rolf Netzmann

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