Dienstag, 11. Oktober 2022

Verhütung, Hygiene und Gesundheit im roten Tantra

Kondome und süße sexy FrüchteJetzt wird’s heiß!

Ähnlich wie bei Corona ist auch das Safer-Sex-Thema polarisierend, erhitzt die Gemüter, schafft verschiedene Lager.  Was ist “vernünftig”, was ist “ein Muss”, was ist “selbstverständlich”, was ist “übertrieben”…? Wir möchten in diesem Text ein paar Regeln festlegen und Tipps geben, die für einige wenige unserer Events und spezielle Situationen relevant sind, wir betrachten das als Veranstalter quasi als unser Hausrecht.

Für welche Wild Life Tantra Veranstaltungen ist dieses Infoblatt relevant?

Dieses Infoblatt ist für Loving Body II + III sowie alle Level III Wochenenden des Wild Life Tantra Trainings gedacht. Bei allen anderen Veranstaltungen, wo intime Berührungen zwar möglich, aber nicht explizit angeleitet oder vorgesehen sind, gilt die Selbstverantwortlichkeit und der gesunde Menschenverstand. Wir sind ja alle schon groß.

Schutz vor HIV und sexuell übertragbaren Krankheiten (STI)

Regel Nr. 1: Darüber Reden – wie wollt ihr speziell, du und dein Partner/deine Partnerin in diesem Moment damit umgehen? Offen, natürlich und ehrlich – freundlich, respektvoll, undogmatisch und bitte selbstverantwortlich.

Kondome sind normalerweise Standard und gelten gemeinhin als das Sicherste. Dies ist aber nur wahr, wenn man sie nicht nur bei der sexuellen Vereinigung, sondern ggf. auch beim Oralsex benutzt, und dazu noch bspw. Frischhaltefolie beim Cunnilingus und beim Zungenkuss, Latexhandschuhe bei der Intim-Massage usw…

Mal Hand aufs Herz: Wer macht das schon? Und willst du das? Wenn man im Vorspiel ungehemmt ganzkörperlich in Vollkontakt geht, hier mal knutschen will und dort mal lutschen kann, könnte man das Kondom oder das Femidom bei der Vereinigung medizinisch gesehen auch gleich weglassen. Denn das genüssliche Keim-Sharing hat längst begonnen.

Wenn wir zumal wirklich eintauchen möchten, in den intensiven, tantrischen Sex, wo es vielleicht darum geht, auf ozeanischen Gefühlswellen zu reiten, die Komplexität verschiedener Dimensionen des Orgasmus zu ergründen, lässt sich das mit diesen physischen Verhütungsmitteln auch kaum unter einen Hut bringen, weil man viel zu wenig fühlt, wund davon wird, sie die authentischen Körperdüfte überdecken und auch der für eine tantrische Vereinigung essenziell wichtige, direkte Stoff-Wechsel zwischen den PartnerInnen, der Austausch von Hormonen, Pheromonen und anderen Botenstoffen und natürlich den Lustsäften komplett gestört wird. Das passt eigentlich so wenig zum Tantra wie eine Atemschutzmaske.

Tantra ist ohnehin nichts für Hypochonder. Es gilt hier, für jeden von uns ein angemessenes Maß an Verantwortung zu finden, die gefährlichsten Kandidaten, welche einem nachhaltig das Leben versauen können, nach Kräften auszuschließen, um sich anschließend mit dem Thema zu entspannen. Für unsere eingangs genannten Veranstaltungen definieren wir dafür den folgenden Rahmen:

Regel Nr. 2: Wir empfehlen allen TeilnehmerInnen der oben genannten Veranstaltungen wärmstens und dringend, dass sie sich ca. 1 – 3 Monate vor der Veranstaltung einen umfangreichen STI-Test gönnen. Dies ist freiwillig und kann deinen potenziellen Erlebnisspielraum in der Gruppe enorm vergrößern – wir kontrollieren das aber nicht. In deinem Testpaket enthalten sein sollte:

  • HIV
  • Chlamydien
  • Syphilis
  • Gonorrhoe (Tripper)
  • Genitalherpes
  • Hepatitis A, B & C
  • Papillomvirus (Feigwarzen)

Es gibt noch viele weitere STI, sie alle sind aber in der Regel recht ungefährlich und wenn auch lästig, so doch gut behandel- und heilbar. Wenn du besonders achtsam sein möchtest, lässt du dich besonders umfangreich testen.

Hör auf deinen Körper

Achte bitte auch auf eventuelle Symptome bei dir. Wenn es in deinem Intimbereich brennt, juckt oder schmerzt, beim Pinkeln, beim Sex oder einfach so, dann geh bitte zum Arzt und geh der Sache gewissenhaft auf den Grund, bevor du dich bei uns ins Tantragetümmel stürzt. Es gibt hierfür ganz unterschiedliche Möglichkeiten.

Auf eigenes Risiko!

Mehr noch als bei den physischen Verhütungsmethoden, bleibt auch hier ein Restrisiko, vor allem bei Menschen, die öfter ungeschützten Sex mit Fremden haben, denn einige dieser Infektionen sind erst nach 3–4 Monaten nachweisbar. Solltest du also erst kürzlich ungeschützte Kontakte gehabt haben, sprich bitte in der Gruppe offen darüber, sodass jeder die Chance hat, selbst zu entscheiden, wie er/sie ihre/seine Gesundheit schützen möchte. Wir als Veranstalter kontrollieren das nicht und übernehmen keine Haftung1 oder Verantwortung für die Gesundheit unserer TeilnehmerInnen.

Wie/wo kann ich mich testen lassen?

Du kannst Tests beim Gynäkologen, beim Urologen, beim Andrologen oder auch Ärzten für Haut- und Geschlechtskrankheiten machen, auch manche Hausärzte übernehmen das. Am besten Fragen. Wenn du deinen Arzt überzeugen kannst, dass ein begründeter Verdacht vorliegt, weil du vor mehr als drei Monaten einen ungeschützten sexuellen Kontakt mit einer fremden Person hattest und jetzt „juckt/brennt das da so komisch“, hast du gute Chancen, dass es die Krankenkasse übernimmt.

Empfehlungen für Ärzte in Berlin – wir nehmen gern weitere entgegen:

  • Dr. med. Tobias Glaunsinger im Prenzlauer Berg  –  (Flyer STI)  –  Wir selbst sind nie dort gewesen, diese Empfehlung stammt von Bekannten von uns.

Es gibt auch kostenlose Testzentren bspw. beim Gesundheitsamt, in sozialen Einrichtungen für Drogensüchtige, in Zentren für Schwule u.ä. Doch in der Regel verweigern sie schriftliche Nachweise über das Testergebnis aus rechtlichen Gründen. Wir haben damit keinerlei eigene Erfahrungen, freuen uns aber über Rückmeldungen.

Für HIV und einige andere STI kann man Schnelltests in der Apotheke kaufen.

Am einfachsten, wenn auch nicht ganz billig, sind Testkits, die man im Internet bestellt, selbst durchführt und dann im Labor selbst einschickt. Man hat vor allem nicht den Stress, einen Termin bekommen zu müssen und muss auch keine Diskussionen mit dem Arzt führen. Wir persönlich ziehen diese Tests darum vor. Hier eine eher willkürliche Auswahl – auch hier freuen wir uns über Ergänzungen.

Empfängnisverhütung
(Nicht ungewollt Schwanger werden)

Es gibt wohl auch Tantriker, die sagen, wenn „man“ schwanger wird beim Tantra, dann soll das so sein. Wir halten es eher wünschenswert, wenn sich zwei Menschen ggf. bewusst und gemeinsam für ein Kind entscheiden. So oder so fühlen wir uns für diese Frage gar so nicht recht zuständig, bitten wir euch einfach um folgendes:

Regel Nr. 3: Vermeidet bitte ungewollte Schwangerschaften. Du bist selbst dafür verantwortlich. Wir sehen Männer und Frauen gleichermaßen dafür verantwortlich, diese Frage rechtzeitig vorher zu klären. Egal, ob du Shiva oder Shakti, Mann oder Frau bist, bevor du ohne Kondom oder Femidom in eine Vereinigung gehst, sprichst du kurz darüber, wie es bei euch beiden mit der Empfängnisverhütung aussieht.

Oftmals übernehmen die Frauen als Empfangende die Wahl der Verhütungsmittel. Vielleicht hast du deine fruchtbaren Jahre schon hinter dir, vielleicht nimmst du die Pille, hast eine Spirale oder etwas ganz anderes. Wenn du eine Methode mit statistisch hohem Restrisiko bevorzugst, wie das Vertrauen auf die Kenntnis deines Fruchtbarkeitszyklusses nach Kalender, Körpertemperatur oder Intuition, dann sei bitte so gut und informiere auch deinen Partner über dieses Restrisiko.

Kondom oder Femidom?

Wenn du dich nun doch entscheiden solltest, auch beim Tantra physisch zu verhüten, was natürlich völlig in Ordnung ist und dein gutes Recht, empfehlen wir Femidome, die wir viel besser finden als herkömmliche Kondome, aus folgendem Grund:

Der Lingam liebt als Stimulation, vor allem die Reibung, die Yoni liebt oftmals hingegen die Tiefenmassage. Femidome sind – bislang vielen Menschen noch unbekannt – wie der Name schon sagt, Kondome für die Frau, die also in die Yoni eingesetzt werden. Wichtig dazu ist, dass du im Inneren des Femidoms für den Lingam großzügig Gleitmittel verwendest. So bekommen – anders als beim Kondom – Yoni und Lingam deutlich mehr von der Art der Stimulation, die sie sich natürlicherweise wünschen – natürlich mit den oben genannten Einschränkungen. Der Nachteil von Femidomen ist, dass Frauen damit nicht so gut ejakulieren können.

Wir haben auf unseren sexpositiven Veranstaltungen eigentlich auch immer welche für euch dabei, aber wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, oder zu Hause schon mal die Handhabung üben möchtest, dann bestell dir welche. Eine besondere Empfehlung haben wir nicht. Zur richtigen Handhabung gibt es auch YouTube-Tutorials.

Wie siehst du das?

Dieser Artikel soll ein nützlicher Informations-Pool für unsere TeilnehmerInnen und andere Tantra-Praktizierende sein. Wenn du nützliche Ergänzungen hast, die wir hier einbringen können, Erfahrungen oder Empfehlungen, vor allem nützliche Links, schreib uns gern einfach an.

Wir freuen uns auf dich und eine lustvolle Zeit!
Chono & Tandana

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